Vielfältige Unterstützungsangebote für Angehörige psychisch Erkrankter in der StädteRegion
Die psychische Erkrankung eines Familienmitglieds kann zu einer Zerreissprobe für alle Beteiligten werden: Der geliebte Mensch, dessen Aufwachsen man viele Jahre begleitet hat, verändert sich plötzlich und nicht nachvollziehbar für die Umgebung. Beziehungen werden abgebrochen, es kommt zu Auseinandersetzungen und zum Teil traumatischen Erlebnissen. Eltern, aber auch Freunde und Lebenspartner eines psychisch erkrankten Menschen stellen sich viele Frage: Wie kann man helfen, auch, wenn Hilfe nicht gewünscht wird? Wo liegen die Grenzen möglicher Hilfen? Wer ist ‚Schuld‘ an der Erkrankung? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es außerhalb der Kliniken und Arztpraxen?
„In unseren Beratungsstellen werden wir immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert“, weiß Oliver Hannott von der Kontakt- und Beratungsstelle „Triangel“ in Stolberg. Sein Kollege, Ralf Einmal, ergänzt: „Oftmals fehlen Basisinformationen über die Erkrankung des Angehörigen, und es gibt keinen Ort, an dem man Fragen stellen kann.“
Die Kontakt- und Beratungsstellen in der Region haben nicht nur die Aufgabe, Angebote für die Erkrankten selbst zur Verfügung zu stellen. Auch die Angehörigen mit ihren vielfältigen Belastungen, Fragen und Verunsicherungen finden hier Ansprechpartner und Unterstützung. „Wir werden immer wieder mit Angehörigen konfrontiert, die am Ende ihrer Kräfte sind“, bestätigt Alf Oberkoetter von den Triangeln Eschweiler und Alsdorf. Mit zwei Arten von Angeboten sollen die Angehörigen unterstützt werden: Beratung und Austausch.
Bei der Beratung geht es um die Versorgung mit Grundinformationen über Psychosen und Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und Zwänge. Behandlungsmöglichkeiten, aber auch deren Grenzen können erklärt werden. „Das Verständnis für die Erkrankung ermöglicht oftmals einen gelasseneren Umgang und kann insgesamt zu einer Entspannung im Familiensystem führen“, sagt Sigrid Heetkamp, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Zentrums II in Aachen. Der Umgang mit den eigenen Grenzen und Belastungen sowie sozialrechtliche Aspekte werden häufig angesprochen.
Der Austausch erfolgt in Gesprächsgruppen, in denen betroffene Angehörige mit Unterstützung eines Sozialarbeiters oder einer Sozialarbeiterin zusammenkommen und von den jeweiligen Erfahrungen profitieren. „Aber auch mitzubekommen, dass man mit seinen Schwierigkeiten nicht alleine ist, ist eine sehr wichtige Erfahrung für viele Angehörige“, ergänzt Ingo Seyfert vom SPZ I in Aachen. Die Angehörigengruppen gehören deshalb seit langem zum Standardrepertoire der Kontakt- und Beratungsstellen.
Alle Angebote sind kostenlos, die beteiligten Profis unterliegen der Schweigepflicht. Die Beratungen können anonym in Anspruch genommen werden, wenn dies gewünscht wird. Eine Übersicht findet sich im Internet unter www.spz.ac/angehoerige, zusammen mit den Adressen der Kontakt- und Beratungsstellen, den Telefonnummern und den Terminen für Sprechstunden und Gesprächsgruppen.